Man schrieb das Jahr 1887, als sich der junge, 22jährige Geigenbaumeister Johann Klier aus Schönbach im Egerland mit einer eigenen Werkstatt selbständig machte. Eine Anzahl von Heimarbeitern aus dem Umland lieferten ihm und seinen drei Gesellen die sogenannten Halbteile zu, die sie in sorgfältiger Arbeit aus den besten Tonhölzern der Wälder der österreichisch-ungarischen Monarchie gefertigt hatten.
In seiner Werkstatt wurden die einzelnen Bestandteile zu Geigen zusammengebaut und dann zu den Kunden nach Wien und sogar bis Rußland verschickt. Eine besonders gelungene Geige, die an Stelle der üblichen „Schnecke“ den Kopf Kaiser Franz Josefs II. aufwies, schickte er als Geschenk an den Wiener Hof. Die Hofkanzlei sandte dem einfallsreichen Meister daraufhin ein Dankschreiben sowie 48 Goldtaler. In einem Prager Museum ist diese Geige heute noch zu bewundern! Es war üblich bei den Schönbacher Geigenbauern, daß alle Familienmitglieder in der Werkstatt mitarbeiteten. Die heranwachsenden Kinder wurden auf diese Weise zu tüchtigen Geigenbauern herangebildet. Daher vollzog sich auch die Übernahme der Werkstatt durch den ältesten Sohn Otto Josef Klier nach dem Tode des Vaters im Jahre 1918 nahezu reibungslos. Der Sohn arbeitete sich rasch in den väterlichen Betrieb ein, legte seine Meisterprüfung ab und war bald geschätzt bei der Kundschaft wegen der hervorragenden Lackierung seiner Geigen. Bis auf den heutigen Tag werden Geigen aus dem Hause Klier nach dieser alten Rezeptur lackiert! Im Jahr 1921 heiratete Otto Jos. Klier Rosa Sandner, Tochter einer alteingesessenen Schönbacher Geigenbauerfamilie. Sie übernahm fortan die Verwaltungsaufgaben der aufstrebenden Firma, für die schon bald ein zweistöckiger Neubau notwendig wurde. Es wurden nun bis zu 50.000 Geigen im Jahr hergestellt. Aber die einsetzende Weltwirtschaftskrise traf anfangs der 30er Jahre die Musikinstrumenten- Industrie in Schönbach besonders hart. Otto Jos. Klier stellte die Produktion in seinem Betrieb rasch auf eine breitere Basis, indem er auch Zupfinstrumente herstellte.
Die Gitarre trat nun weltweit und natürlich auch in der Firma Klier ihren Siegeszug an. Als mit Ausbruch des 2.Weltkrieges alle wehrdienstfähigen Männer eingezogen wurden, konnte der Betrieb nur mit Hilfe einiger älterer Fachkräfte aufrecht erhalten werden. Gefragt waren nun neben Geigen und Gitarren auch Balalaikas! Das Kriegsende brachte Otto Jos. Klier und seiner Familie aber keineswegs den ersehnten Frieden. Das Gegenteil war der Fall.
Als am 12.3.1948 die Vertreibung aus der sudetendeutschen Heimat erfolgte, mußte alles von Generationen Geschaffene zurückgelassen werden. Ein Gasthaus in Eltersdorf bei Erlangen war die erste Station in der neuen Heimat Bundesrepublik. Eine Ecke des Wohnhauses funktionierte Otto Jos. Klier sofort zur Werkstatt um und baute wieder die ersten Klier Geigen von Hand. Danach konnte er in Poxdorf-Hagenau eine Baracke erwerben und schon baute er mit einigen Fachkräften wieder Geigen wie „zu Hause“. Dem Aufruf des damaligen Landrates Willi Hönekopp, die Schönbacher Geigenbauer in Bubenreuth anzusiedeln, folgte auch Otto Jos. Klier. Am 6.1.1950 fand die Firma am Eichenplatz 1 eine neue Heimat. Da man schon im selben Jahr wieder an die alten Geschäftsbeziehungen anknüpfen konnte, setzte in dem Unternehmen rasch ein steiler Aufschwung ein, bedingt auch durch den Gitarren-Boom der 50er und 60er Jahre.
Da starb im Jahre 1961 Otto Jos. Klier im Alter von 66 Jahren. Ehefrau Rosa Klier übernahm nun die Leitung, unterstützt von Tochter und Schwiegersohn. Im gleichen Jahr stellte man zum ersten Male auf der Frankfurter Frühjahrsmesse aus und seit den 70er Jahren ist die Firma regelmäßig auf der „Internationalen Musikmesse“ mit einer breiten Produktpalette vertreten. Heute, mehr als 100 Jahre nach der Gründung und mehr als 40 Jahre nach dem Neubeginn, ist die Firma weltweit einer der führenden Hersteller auf dem Gebiet der Streichinstrumente. Das weitgefächerte Angebot reicht vom preiswerten Schulinstrument bis hin zum guten Konzertinstrument und Meisterinstrument.
1990 ging Frau Rosa Klier in den wohlverdienten Ruhestand mit dem Wissen, durch die Übergabe an die nächste Generation die Zukunft des weltbekannten und gut geführten Betriebes in erfahrene Hände gelegt zu haben.